Philosophieren mit und ohne Vernunft

Das Wort „Vernunft“ löst Emotionen aus

Philosophie gilt vielen als die Domäne der Vernunft. Vielen? Ist es denn nicht so, dass Philosophieren etwas Rationelles, Logisches ist, etwas, das in denkenden Köpfen stattfindet, eine Geisteswissenschaft? Ich stelle das in Frage. Und sobald ich das tue – löst das Emotionen aus. „Philosophie ohne Vernunft? Ohne logos?! Haben Sie sich mal mit der Geschichte der Philosophie beschäftigt??!“ – Ein nicht uninteressantes Phänomen.

Genauso aber protestieren wir gerne schnell und impulsiv gegen die Vernunft. „Sei doch vernünftig!“ – Will man das hören? Sagt man sich das selber gern? Eher unter Zähneknirschen. Und man kommt sich dabei spießig und langweilig vor.  „Ach was, vernünftig, was hab ich davon?! Immer nur vernünftig sein – das macht doch keinen Spaß!“ Man kann es nicht mehr hören: Vernunft.

Manche gar fordern via Hirnforschung und Co ganz wissenschaftlich und theoretisch vermeintlich geradezu bestechend: Vernunft gibt es gar nicht wirklich, hat uns als Menschheit nirgendwohin gebracht, back to the roots, die Instinkte müssen wieder her! – Das Ganze ebenfalls nicht unemotional.

Zwischenfazit: Das Für und Wider die Vernunft ist eine emotionale Debatte.

„Vernunft“ in der Philosophie – unterschiedliche Ansätze

Aber jetzt seien wir doch mal ganz… besonnen und klären: Was ist das überhaupt, Vernunft? Da tut sich ein buntes Sammelsurium an philosophischen Hinweisen auf, die die Herkunft, die Zusammenhänge und die Entwicklung des Wortes „Vernunft“ begleiten.

In der griechischen Antike sprechen die Begriffe „nous“, „logos“ und „dianoia“ von der Vernunft. Die Römer verwenden die lateinischen Begriffe „intellectus“ und „ratio“.  Sie meinen alle ein bisschen etwas Anderes, haben etwas damit zu tun, dass man etwas versteht, und zwar so, dass es alle auf diese oder sehr ähnliche Weise verstehen können. Etwas verstehen oder erkennen können (und zwar so, dass ich nicht die Einzige damit bleibe), ist ein Können, eine Fähigkeit. Vielleicht gar nicht so schlecht. Ich kann mich dann mit anderen darüber verständigen, wir teilen etwas, haben eine gemeinsame Basis.

Im Mittelalter überlegen sich Philosophen, ob Vernunft ein unmittelbares Verstehen bedeutet, etwa einen direkten Anschluss ohne Fehleinschätzung an etwas Übersinnlich-Göttliches. Oder formatiert sie quasi unser Verstehen, macht es zu einem arbeitsfähigen System? Die Begriffe, die um die Vernunft kreisen, werden hier noch lange nicht einheitlich verwendet, gerade die Unterscheidung zwischen Vernunft und Verstand ist nicht eindeutig.

Kant – wer denn sonst – spricht dann ein Machtwort. Ohne dass ich auf Details eingehen will: Kant hat die Vernunft systematisch über den Verstand gestellt, da die Vernunft bei ihm sozusagen die Fähigkeit bedeutet, Verstand zu haben und zwar auf eine geordnete und in seiner Kompetenz eindeutig beschreibbaren Art und Weise.

Dieser Miniexkurs bis Kant ist natürlich nicht belastbar. Was ich damit nur sagen will, ist:

  1. Was Vernunft ist, ist diskutierbar. Platon, Aristoteles, Luther, Kant und alle anderen Denkerinnen und Denker der Philosophiegeschichte, haben diesen Begriff unterschiedlich definiert, ihn von unterschiedlichen Standpunkten aus entwickelt, versucht, ihn in unterschiedlichen Zusammenhängen möglichst sinnbringend anzuführen.
  2. Im Groben und Ganzen hat Vernunft etwas damit zu tun, dass wir als Menschen in Beziehung zu etwas stehen, das nicht wir selbst sind, „außerhalb“ unserer, zur Welt, zum Sein, zu anderen Menschen. Und in dieser Beziehung soll es einen Faktor geben, der diese Beziehung überhaupt ermöglicht, führbar und erfolgreich-stimmig macht. Das bringt uns zu zwei klassischen Fragestellungen zur Vernunft: Ist Vernunft etwas zwischen mir und der „Wirklichkeit“ und/ oder zwischen mir und den anderen Menschen, die sich gemeinsam zu so etwas wie „Wirklichkeit“ verhalten? Beides? Keins von beiden?
  3. Das alles sagt nicht, dass Vernunft etwas „im Kopf“ sein müsse, „die Sache“ den Vorrang vor dem konkreten Menschen hätte, das „Rationale“ klar und eindeutig „sinnvoller“ als das „Emotionale“ sei.

Alternativen zur Vernunft?

In letzter Zeit wird neben dem Instinkt auch viel über die Intuition und das Bauchgefühl gesprochen. Ich tue mich schwer damit zu sagen, dass Philosophie etwas mit Bauchgefühl zu tun haben sollte. Und auch nicht mit Instinkt. Aber Philosophieren ist meiner Ansicht nach „Liebe zur Weisheit“. Und „Liebe“ will ich nicht mit „Streben nach“ gleichsetzen lassen. In „Liebe zu“ ist eine Qualität darin, die über Vernunft hinausgeht, jedenfalls über den Vernunftbegriff, wie er im Anschluss an Kant auftritt. Es geht natürlich nicht um eine rein gefühlte, unbewusste, getriebene Liebe. Aber wenn wir denken, sind wir bereits mehr als nur Köpfe, wir denken nie nur mit dem Kopf. Und diese Bereiche oder Fähigkeiten in uns mitzumeinen, wenn man von „Philosophieren“ spricht, verlangt von mir, die Vernunft nur als eine neben andere Kräfte des Philosophierens zu stellen.

Der Begriff der Intuition ist dem der Vernunft auch philosophiegeschichtlich gar nicht so fern, ja, an manchen Stellen überschneiden sie sich, berühren sich. Im Unterschied zur Vernunft kommt der Intuition etwas zu, das einfach so angenommen wird, ohne Begründung oder Begründungsmöglichkeit. Hmmm, das kann auch unheimlich werden. Wenn wir an Tyrannen, Diktatoren und Fanatiker denken – die lassen sich auch an keiner Begründung ihres Tuns messen. So sympathisch die Sache mit dem Bauchgefühl auch ist. Dennoch – in einer Zeit, in der wir kein Konzept von Wahrheit haben (wollen), also auch keine letzten Gründe angeben können (nein, die Zahlen 1 und 0 genauso wenig wie 1, 2 und 3 sind begründbar – Grundlage aller Naturwissenschaften), scheint es geradezu „irrational“, „Rationalität“ einzufordern, und „Intuition“ gering zu schätzen. Vielleicht verlangt Intuition von uns, ein anderes Verhältnis zu unserem Denken einzugehen. Vielleicht müssen wir so etwas wie Vertrauen in unser Denken integrieren, anstelle von Kritik oder Letztbegründungen – Vertrauen zum Denken und vor allem zum Gedachten.

Vielleicht müssen wir intuitiv philosophieren lernen, um nicht irrational zu philosophieren.

Und die Vernunft gebe ich deshalb nicht auf, ich mache mir nur nicht die Illusion, dass sie immer zuverlässig ist. Was passieren kann, wenn alle die Vernunft verlieren, zeigen uns die Geschichte und ein Blick in die unmenschlichen Ereignisse in aller Welt. Allerdings sind dort weder Vernunft noch Intuition ersichtlich.

Zeit kann man nicht haben – Zeit kann man sich lassen

Wie wir über Zeit denken und sprechen wirkt sich darauf aus, wie wir Zeit erleben. Haben wir Angst, dass sie vergeht? Sind wir gestresst, weil wir zu wenig von ihr haben? Sind wir gelassen, weil wir uns Zeit lassen und es die richtige Zeit für alles gibt?

Was wir alles in die Zeit hinein managen

Vor kurzem habe ich in einer Organisation eine Fortbildung zum Thema Zeit durchgeführt. Wir terminieren in unserer westlich denkenden und arbeitenden Welt jede Menge Aufgaben, Tasks, To Dos, Herausforderungen, Projekte und sonstige Leistungen. Wir scheinen ein bestimmtes Zeitkontingent zu haben. Im Zusammenhang mit diesen Handlungen und der Zeit stehen: Stress, Zeitnot, Deadlines (!), asap, Überstunden, Ungeduld, Zeit ist Geld (und?), Effizienz, Zeitkiller, Angst, Pulsschlag, Burnout, uvm. Zeit steht im Zusammenhang mit etwas, das fehlt und krank macht.

Zeit und Überleben

Bei der Zeit geht es einerseits darum, Wirklichkeit zu gestalten – jeden Tag etwas zu tun, das das eigene Leben und das anderer Menschen sichert: Nahrung oder Material (abstrakt: Geld) beschaffen, bearbeiten, verwerten. Wenn wir dies im Laufe der Zeit nicht tun, verhungern, verdursten, erfrieren wir. Denn unser Körper funktioniert in zeitlichen Abläufen, in Zyklen. Mit den Zyklen unseres Körpers hängen die Zyklen unserer Lebensumstände zusammen: die der Natur, möglicherweise auch welche der Kultur. Wenn es Nacht ist müssen wir damit anders umgehen, als wenn Tag ist – ebenso mit Kälte und Hitze, Regen und Sonne, usw. Zeit hat etwas mit der physischen Lebenssicherung zu tun.

Zeit und Erleben

Andererseits erleben wir Zeit, die Zeit fühlt sich irgendwie an. Vielleicht vergeht sie zu schnell oder sie zieht sich in die Länge, sie ist knapp oder herrlich oder vieles andere. Wie wir die Zeit erfahren hängt damit zusammen, wie wir Zeit denken, welcher gesellschaftliche Konsens darüber besteht, was Zeit ist. Wir hier in der westlichen Welt denken, dass Zeit etwas Begrenztes ist, das wie auf einer Linie abläuft. Es mag befremdlich oder schockierend, vielleicht auch blödsinnig scheinen, aber dass Zeit etwas ist, das vergeht, ist keine Tatsache, kein Gesetz, keine Wahrheit.

Niemand weiß, was Zeit ist

Die Idee der ablaufenden Zeit ist irgendwann und irgendwo zum ersten Mal gedacht worden. Vermutlich hat sie etwas mit religiösen oder auch allgemein moralischen Vorstellungen zu tun (man muss ein guter Mensch werden). In jedem Fall passte sie gut zur Entstehung und Entwicklung der industriellen Gesellschaft. Durch zeitliche Koordination können mehrere Menschen an komplexeren Aufgaben aufeinander abgestimmt arbeiten, Maschinen in Gang gehalten werden.

Man wird jetzt gerne die Wissenschaft hinzuziehen, von Zahlen und Objektivem sprechen wollen. Wenn Sie das wirklich wollen, die Physik befragen zum Beispiel, werden Sie sehr viel lesen, nachdenken und nicht Verstehen (niemand versteht es so ganz). Und das Erkannte, also der echte, wissenschaftlich fundierte Stand der Dinge wird keine Bestätigung dafür liefern, dass Zeit etwas Objektives sei, etwas, das in eine Richtung abliefe, etwas, das überhaupt existiert. Newtons Theorie, dass Zeit objektiv und überall im Universum gleich verlaufe, ist von Einstein widerlegt. Nach Einstein ist Zeit relativ und hängt von Raum und Materie ab. Zeit sei mit dem Urknall entstanden – es gäbe eine Zeit, bevor es Zeit gab. Wir können wir uns das kaum vorstellen, aber wenn wir uns auf Wissenschaft, auf Physik und „logisches“, „rationales“, „analytisches“, „vernünftiges“, oder „objektives“ Denken berufen wollen, ist dies das Ergebnis. Ich möchte hier einfach nur darauf hinweisen, dass Zeit nicht als etwas bewiesen werden kann, das vergeht, verrinnt. Wenn wir das denken oder so erleben, liegt das nicht daran, wie die Zeit ist, sondern daran, wie wir über Zeit denken. Das hat sicherlich viele Vorteile, sonst würden wir nicht so denken. Aber vielleicht zeigen sich auch Nachteile, und dann lohnt es sich, neu über unser Zeitkonzept nachzudenken. Denn eines ist dennoch sicher: Wir leben dieses eine Leben nur einmal. Wie wollen wir es erleben?

Lineare Zeit und zyklische Zeit

Meiner Ansicht nach lohnt sich ein interkultureller Vergleich. Wir (vor allem in der westlichen Welt) stellen uns Zeit gerne als einen Fluss vor. Aber wir können Zeit auch als einen Kreislauf oder einen See, oder etwas ganz anderes denken. Die Metapher vom Fluss entspricht der Idee, dass Zeit verrinnt, also linear abläuft.

Viele (Natur-)Kulturen sehen die Zeit als einen Kreislauf, etwas das immer wiederkehrt und nicht vergeht. Jeder Morgen ist eben der Morgen, jeder Frühling der Frühling, jedes Jahr das Jahr. Wichtig ist nicht, was die Uhr anzeigt, sondern was gerade ganz konkret Wirklichkeit ist. Im Burundi in Afrika können Terminabsprachen wie folgt aussehen: „Wir treffen uns, wenn die Kühe auf die Weide gehen/ zur Wasserstelle laufen.“ Irgendwann laufen die Kühe mit Sicherheit zur Wasserstelle, das tun sie jeden Tag. Das Volk der Nuer (Nomaden aus dem Südsudan) unterteilt die Monate nach der geeigneten Zeit für etwas: Wann scheint es geeignet, das Lager bei den Tieren aufzuschlagen? – Dann ist der Monat „dwat“. Wann scheint es geeignet, in die Dörfer zurückzukehren? – Sobald es soweit ist, beginnt der Monat „kur“.

„Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit.“ (Afrikanisches Sprichwort)

Bei diesen Völkern ist Zeit nicht etwas, das man haben und organisieren kann, sondern etwas, das man (zu-)lässt, wie es ist oder kommt. Die Zeit für Regen, für Ernte, für Tiere hüten, für Pflanzen sammeln, etc. kommt immer wieder, die Zeit ist eine “Zyklische Zeit“. Die zyklische Zeit wirkt sich anders auf das Weltbild und das Empfinden der Zeit aus als die lineare Zeit. Man verliert Zeit nicht, sie kommt ja morgen oder nächstes Jahr wieder. Wir müssen also nicht zwingend denken, dass Zeit verrinnt oder rast. Bei manchen Völkern steht die Zeit sogar still.

Wie wirkt sich unser Bild von Zeit auf unsere Zeiterfahrung aus?

Die zyklischen Weltbilder bringen Gelassenheit. Es geht nicht um die Zeit, die auf der Uhr steht (Uhrzeit-Kultur), sondern darum, wofür die Zeit „reif“ ist, um die Zeit, die etwas braucht (Ereigniszeit-Kultur). In jedem Moment der Reife ist sowohl der Anfang als auch das Ende enthalten. Die Idee von der zyklischen Zeit bewahrt vor dem Empfinden von Verlust.

Man kann versuchen, Zeit zu managen. Das gelingt vielleicht teilweise, aber wir stellen doch immer fest, dass wir Zeit ja gar nicht „haben“ – wie können wir sie dann wirklich managen? Man kann auch versuchen, Zeit zu „lassen“ – sich und den anderen zu lassen. Das wäre eine Chance auf Gelassenheit.

„Der Gruß der Philosophen untereinander sollte sein: Laß Dir Zeit.“ (Ludwig Wittgenstein)

Literatur:

  • US-Psychologe Robert Levine: Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen mit Zeit umgehen.
  • Martin Heidegger: Gelassenheit

Freigemacht

Ihr habt vielleicht bemerkt, dass es keine „Anders gemachts“ mehr gab. Ich habe es auch bemerkt ;-).

Eine reizvolle Kreativitätstechnik

Das Projekt tut nicht mehr, was es soll. Am Anfang ging es darum, 3o Tage lang jeden Tag etwas anders zu machen, als man es sonst tut – und am 31. Tag zu schweigen. Die Idee kam von Prinzessen Häberle und wir posteten lustig und kreativ unsere „Anders gemachts“ in Facebook. Das hat Unerwartetes mit mir gemacht, es hat mich geradezu berauscht. Ich konnte einfach alles anders machen. Mich reizte der Gedanke, das Projekt weiterzuführen. „Anders machen“ hat etwas mit „anders denken“ und damit mit Philosophie zu tun.

Was heißt, etwas anders zu machen als sonst?

Natürlich stellt man sich diese Frage bald.  Zähne mit der linken Hand putzen anstatt mit rechts. Morgens das Radio auslassen. Oder gilt das nicht mehr? Schalte ich das Radio immer morgens ein? Zur gleichen Uhrzeit? Wenn ich es bisher um 7.30 h einschaltete und es nun um 8.00 h einschalte – mache ich etwas anders als sonst? Wenn ich heute auf dem Sofa frühstücke, morgen im Sessel, übermorgen im Flur, dann auf dem Tisch, oder darunter, usw. – mache ich etwas „anders als sonst“?

Ich stellte jeden Handgriff in Frage, manches „Anders gemacht“ machte ich am nächsten Tag wieder (ich habe nie wieder morgens das Radio eingeschaltet). Es konnte alles ein „Anders als sonst“ sein – es reichte, es zeitlich zu versetzen. Oder doch nicht? Obwohl ich jeden Tag nur „etwas“ anders machen wollte – mein Gehirn lief permanent im Modus „Anders machen“. Ich hatte lustige Ideen, habe laut gelacht, gekichert, über die Vorstellung von all den „Anders gemachts“. Aber irgendwann merkte ich, dass etwas anders zu machen nicht bedeutet, etwas zu tun, das Handlungsspielräume bringt.

Gewohnheiten schaffen erst Platz für „Anderes“

Bestimmte Gewohnheiten in Frage zu stellen und zu verändern scheint sinnvoll. Aber nicht Gewohnheiten an sich. Ich habe erfahren, ich brauche Gewohnheiten, sie erst schaffen Raum für Handeln. Ich beende nun das Projekt „Anders gemacht“. Es macht mich nicht mehr kreativ, es hatte angefangen, mich zu zerstreuen. In die vielen Möglichkeiten, etwas anders zu machen oder zu denken. So lustig das sein kann. Es hört sich simpler an, als es wirkt.

Vielleicht ist das eine der Aufgaben einer Philosophin: Neue Perspektiven aufzutun, das Unerhörte zu behaupten, das Verrückte anzubieten. Dabei aber die Einfachheit nicht zu verlieren, sondern das Stabile zu bewahren, nicht nach dem „Anderen“ zu suchen, sondern es dann zu erkennen, wenn es ansteht.

Durch den Anderen zum Ich, durch mein Ich zum freien Ich. Durch das Andere zum Einfachen, durch das Einfache zum Freien

Gestern Abend sprach ich mit den Gästen der Soirée „Kaffee, Cake & Philosophie“ im Zimt & Zucker zum Thema „Freiheit und Beziehung“ darüber, dass man möglicherweise „den Anderen“ braucht, um sich selbst zu werden. Und erst als ich selbst kann ich als ich selbst freier werden. Das „Anders gemacht“ hilft vielleicht, dahinter eine Art „Einfach gemacht“ zu entdecken, wodurch wir unbrauchbare Gewohnheiten erkennen und ablegen können, und die befreienden hinzunehmen.

Ende des Projekts. Es ist jetzt rund.

Zum Schluss stelle ich Euch noch die Liste der „Anders gemachts“ aus den ersten 31. Tagen zur Verfügung. Das „Anders gemacht“-Projekt ist jetzt für mich vollständig und rund und schön. 🙂

Danke. Eure Marga

 

Anders gemacht Nr. 1 bis 31:

  • Anders gemacht Nr. 1: Heute morgen kein Radio eingeschaltet.
  • Anders gemacht Nr. 2: Mittagessen mit links zubereitet und verspeist.
  • Anders gemacht Nr. 3: Noch vor dem Frühstück Waschmaschine eingeschaltet.
  • Anders gemacht Nr. 4: Nach meiner allsamstäglichen Einkaufstour nicht gleich über Kuchen und Süßkram hergefallen, sondern ein Lachsbrötchen mit Preiselbeermeerettich verputzt. Süßkram dann halt danach gegessen. 🙂
  • Anders gemacht Nr. 5: Beim Tanztee heute einen Herrn geführt.
  • Anders gemacht Nr. 6: Eine Aufgabe heute NICHT zu Ende gemacht, weil jetzt einfach Feierabend ist.
  • Anders gemacht Nr. 7: Ähem. Aus dem 5. Stock bis in den 1. Stock die Treppe rückwärts runtergegangen. Dann kam jemand zur Haustür rein.
  • Anders gemacht Nr. 8: Meine Wärmflasche darf heute den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Hat sie sich verdient.
  • Anders gemacht Nr. 9: Den Computer erstmal ausgelassen und ein paar Stunden lang einfach nur auf Papier gearbeitet. Ehrlich gesagt – es tut mir ungemein gut.
  • Anders gemacht Nr. 10: Heute mit den Händen voran aus dem Bett geklettert. Geht gut 🙂
  • Anders gemacht Nr. 11: Nachtrag: Am Samstag die Zähne mit links geputzt.
  • Anders gemacht Nr. 12: Heute im Bett gefrühstückt. Alles voller Krümel. – Hehe, war ein Scherz. Es gab Müsli, das kann ja gar nicht krümeln 😉
  • Anders gemacht Nr. 13: Erst gefrühstückt, dann geduscht. Wollte heute eigentlich morgens abendessen und abends frühstücken, hatte dann aber doch keine Lust auf Rosenkohleintopf.
  • Anders gemacht Nr. 14: Heute sage ich nicht, was ich anders gemacht habe und habe damit schon zwei Sachen anders gemacht. Also habe ich ja dann doch auch wieder zumindest einen Teil davon gesagt, von dem, was ich anders gemacht habe. 😉 Wie gut, dass ich Philosophin geworden bin.
  • Anders gemacht Nr. 15: Während ich dies schreibe, hänge ich rückwärts mit dem Kopf nach unten vom Sofa herunter. Ist anstrengend.
  • Anders gemacht Nr. 16: Ganz unspektakulär heute ohne Schminkezeugs und Schmuck aus dem Haus. Und es hat niemand dumm geguckt. 🙂
  • Anders gemacht Nr. 17: Bei einer wichtigen Email heute die Angst, es falsch anzugehen, einfach so vom Tisch gefegt. Mach ich jetzt öfter.
  • Anders gemacht Nr. 18: Rechts und links verschiedene Socken an heute. Es lebe die Anarchie der Fußbekleidung!
  • Anders gemacht Nr. 19 (Nachtrag von Sonntag): Trotz Sonntag eine Küchenwohnkulturperformance erfolgreich über die Bühne gebracht. – Küchentisch abgebaut. Auto gemietet. Anderen Küchentisch geholt und in den 5. Stock getragen, den ersten Tisch in den Keller getragen. Neuen Küchentisch aufgebaut. Ganz alleine. Heute Rückenschmerzen.
  • Und anders gemacht Nr. 20: Vor das „anders gemacht“ ein „und“ geschrieben. Und süß zu Mittag gegessen auch.
  • Anders gemacht Nr. 21: Ich habe mich heute erinnert an meinen „inneren Pfeil und Bogen“ und beschlossen, einen Gang zurückzuschalten. Einen langen Moment lang in den blauen Himmel geschaut und mich gefreut.
  • Anders gemacht Nr. 22: Heute morgen keinen Tee sondern heißes Wasser getrunken.
  • Anders gemacht Nr. 23: (Immer noch ohne Spektakel) Vor dem Arbeiten einkaufen gewesen. Sonne genossen 🙂
  • Anders gemacht Nr. 24: Beschlossen, nicht bis in alle Ewigkeit alles zu üben.
  • Anders gemacht Nr. 25: Es ist Samstag und ich bin um 6 Uhr aufgestanden, um zum Frisör zu gehen. Dabei lief ich durch den Regen und habe es unterlassen, den Schirm aufzuspannen. Ich hob das Gesicht gen Himmel und spürte die klitzekleinen Regentropfen. Musik im Ohr dabei. Ich schnappte schier über vor Glück.
  • Anders gemacht Nr. 26: In der Eselsmühle gewesen ohne Kuchen gegessen zu haben. Hoffentlich bereue ich das diese Woche nicht.
  • Anders gemacht Nr. 27: Alle Kissen in eine Ecke des Sofas geräumt. Es ist lateral gemütlich.
  • Anders gemacht Nr. 28: Heute morgen schon so viel – gewollt und ungewollt – anders gemacht, dass ich ganz hibbelig war. Hab mich dann zum Frühstücken auf den Tisch gesetzt.
  • Anders gemacht Nr. 29: Kaffee mit Kardamom aufgegossen. Soll gesund sein.
  • Anders gemacht Nr. 30: Obwohl ich heute später aufgestanden bin, habe ich in aller Ruhe Lu Jong gemacht. Sogar noch ein paar extra Übungen für die innere Gelassenheit. In diesem Sinne: Guten Morgen!
  • Anders gemacht Nr. 31: Für die letzte Lu Jong Übung („Wie der Himalaya wächst“, Öffnung des Wasser-Elements) das Fenster geöffnet obwohl es so saukalt ist. Aber frische Luft ist einfach herrlich. Außerdem: Wie Ihr schon bemerkt habt, ist heute noch ein Anders-gemacht dazu gekommen, obwohl heute eigentlich schon Schweigetag wäre. Der folgt statt dessen morgen, bin morgen dann also mal weg.