Projekt 29 Tipps für Kreativität – 4

4. Tipp: Komm weg vom Computer

🙂 Als ich diesen Tipp vor zwei Tagen las, dachte ich, ob ich jetzt einfach einen Post schreiben soll, mit nichts als dem Tipp. Den Tipp zum Programm gemacht. Ich fand die Idee lustig, aber dann doch etwas bequem. So habe ich ihn beherzigt und habe Computer und Post sich selbst überlassen und entschieden, dass ich nicht unbedingt jeden Tag schreiben muss.

Aber zum Thema. Wieso ist das ein guter Kreativtipp? Mir fallen spontan folgende Aspekte ein:

*Technik allgemein
*Computer im Speziellen
*Wegkommen als Wechsel

Philosophisch gesehen ist Technik der Gegenpart zur Natur – sie wächst nicht, also wird nicht von alleine zu etwas, sondern wird vom Menschen hergestellt. Technik und Mensch stehen in einem völlig anderen Verhältnis als Mensch und Natur, und entsprechend unterschiedlich wirkt sie auf den Menschen. Aber wie wirkt sie? Ich will an dieser Stelle nur eine Vermutung oder eine Idee formulieren – nicht behaupten, dass es so ist. Ich glaube, Kreativität braucht genau dieses Element, nicht planbar herstellbar zu sein, es müssen Zufälle, Unfälle, spontane Verwandlung hinzukommen, etwas, das sich aus sich selbst ergibt, mit Fantasie und Originalität versehen. Technik per se reagiert eher auf Input, arbeitet mit dem Vorhandenen, rechnet mit zuvor zu Grunde gelegten Parametern.

ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich vermisse bei der Arbeit am Computer meinen Körper. Ich sitze und vergesse es, merke vielleicht, dass mir der Rücken schmerzt, die Füße kalt werden oder der Nacken verspannt. Ich schaue mit zwei Augen auf den Bildschirm und werde dabei selbst irgendwann zu so einer zweidimensionalen Fläche aus Pixeln. Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen, Spüren werden fast komplett ausgeschlossen an dem, was ich tue. Ob das Auswirkungen hat auf meine Kreativität?

Und dann geht es wohl auch um Wechsel allgemein. Die Position verändern, eine andere Perspektive einnehmen, andere Fähigkeiten aktivieren: Mit einem menschlichen Wesen sprechen, einen freundlichen Blick austauschen, wahrnehmen, wie es mir geht, Handgriffe tun, Raum einnehmen, etwas auf sich zukommen lassen, entdecken, was um mich herum passiert oder sogar einmal gar nichts tun. Wir sind eben keine Maschinen, die für immer die gleichen Abläufe gemacht sind. Wir brauchen vielfältige Bezüge zur Außen- und Innenwelt. Sonst funktionieren wir selbst irgendwann nur noch und werden so selbst zu Technik. Und die bringt eben kein Leben hervor, sondern selbst nur Technik.

Hm, klingt etwas kritisch? Ich weiß natürlich, dass wir sowohl Technik als auch Computer brauchen, und Routine kann auch entlasten. Aber wenn es um Kreativität geht – und nicht um reine Produktivität – habe ich den Eindruck, brauchen wir einen souveränen Umgang damit.

Ich freue mich über Kommentare!

Projekt 29 Tipps für Kreativität – 3

3. Tipp: Try free writing

Wieso schreibe ich das jetzt auf Englisch? Das Original ist ja in Englisch und ich wollte es übersetzen. Dabei habe ich mich dann gefragt, wie das eigentlich gemeint ist – free writing, „freies“ Schreiben? Was wäre daran „frei“? Vielleicht mal wieder von Hand schreiben, so richtig mit Stift und Papier? Als ich einen Freund fragte, mit dem ich gerade telefonierte, googelte er es und wir bekamen heraus, dass es sich tatsächlich um eine bestimmte Methode des kreativen Schreibens handelt, die auch im Deutschen „Freewriting“ genannt wird.

Es geht dabei darum, einfach drauf los zuschreiben, ohne große Ideen zu Grammatik oder Sinn, einfach Material erzeugen, was einem gerade so einfällt. Bewusstseinsstrom, vielleicht kommt was dabei heraus, jedenfalls Blockaden werden abgebaut, ich lasse einfach los, ich lasse einfach los, loslosloslos, vielleicht doch besser von Hand, Hand finde ich eh gut, da kommt dann noch mehr Körper mit ins Spiel, am liebsten würde ich gar nicht schreiben, sondern Matschburgen bauen, oder Farbe und Wände, aber auch ganz klein, was gestalten, bauen, Dinge, da kommt was zum Vorschein, fast von selbst, ist ja klar, Kreativität und so, der Künstler als Medium oder oder oder Medium?? echt Medium? Ne, das ist anders, man trägt was bei, eben das echte, das Körperliche, das Einzigartige, den Fehler vielleicht…

Hmmmmm.

Gefällt mir gut. 🙂 Werde ich ab jetzt öfter machen. Habt ihr das schonmal ausprobiert?

Projekt 29 Tipps für Kreativität – 2

2. Tipp: Habe überall ein Notizbuch bei dir.

Ein Notizbuch hat sich für mich tatsächlich als hilfreich erwiesen. Ich nutze es dafür, meine Gedanken zu sortieren, mich auf ein Treffen vorzubereiten oder ein Gespräch nachzubereiten. Allerdings übertrage ich diese Notizen meistens nicht in meine Unterlagen. Es ist also hauptsächlich eine Gedankenstütze. Außerdem überlege ich, ob es vielleicht eine gute Ergänzung ist, zusätzlich zum Notizbuch einen Block Post-its dabei zu haben. Diese können später flexibler „weiterverarbeitet“ werden.

Ich glaube, für mich ist dieses Notieren ähnlich wie die Liste noch kein eigentlich kreativer Vorgang, sondern auch eher ein produktiver. Und auch das „Überall“ ist mir zu streng. Ich frage mich, ob es geradezu hemmend wirken kann, wenn man die Dinge immer gleich fest halten will, gerade in Situationen, in denen offenbar der Spielraum für Gestaltung und Entwicklung nicht gegeben ist. Ich bin ja unterwegs und nicht an dem Ort oder Zeitpunkt, an dem etwas umgesetzt werden könnte.

Wie ist das – gibt es so etwas wie konservierbare kreative Teilprozesse?